Mein Kind ist hörbehindert, wo bekomme ich Beratung und Hilfe?

Nehmt euch Zeit und informiert euch umfangreich!

Für viele Eltern ist die Diagnose „Taub“ bzw. „an Taubheit grenzend Hörgeschädigt“ oder „Sprachbehindert“ ein schockierendes Erlebnis. Sie fühlen sich mit dieser ärztlichen Diagnose oft alleingelassen oder in einen medizinischen Ablauf hineingedrängt. Im Rückblick berichten viele Eltern davon, dass sie in dieser Phase eine emotionale Begleitung und vielfältige Beratung und Hilfe gebraucht hätten.

Daher raten Eltern hörbehinderter Kinder: Nehmt euch kurz zurück, schaut auf eure Familie und wendet euch an andere Eltern, die diese Situation bereits durchlebt haben und euch dabei unterstützen können, die Situation zu verarbeiten. Lasst euch nicht unter Druck setzen, sondern informiert euch umfangreich bei Betroffenenverbänden und Beratungsstellen (Linkliste). Kommt mit hörbehinderten Eltern und Kindern in Kontakt und findet anschließend Stück für Stück den für euch passenden Weg. Und behaltet vor allem eure großartigen Kinder im Blick!

Eltern hörbehinderter Kinder raten euch...

Zeigt euren Kindern, dass ihr sie so liebt wie sie sind!

Geht positiv mit der Hörbehinderung eurer Kinder um und zeigt Ihnen, dass ihr sie so liebt, wie sie sind! Die Behinderung des eigenen Kindes zu akzeptieren und sich aktiv dafür einzusetzen, dass sich das Umfeld kommunikativ an seine Bedürfnisse anpasst, ist für Eltern ein enormer Entwicklungsprozess. Dieser ist sehr wichtig, damit eure Kinder die bestmögliche Förderung erhalten können.

Sucht den Kontakt zu Gebärdensprach-Muttersprachlern!

Kinder mit Hör- bzw. Sprachbehinderung brauchen den Kontakt zu Gebärdensprach-Muttersprachlern, die ihnen ein positives sprachliches Vorbild und Identifikationsfigur sein können. Dies können hörende Eltern nicht bzw. nur bedingt leisten. Sie brauchen auch Kontakt zu anderen hör- bzw. sprachbehinderten Gleichaltrigen, mit denen sie in Gebärdensprache kommunizieren und lernen können, sich zu streiten und wieder zu vertragen.

Bezieht eure hör- bzw. sprachbehinderten Kinder kommunikativ mit ein...

indem ihr eure Familienkommunikation so gestaltet, dass sie auch an Gesprächen der Erwachsenen teilhaben können. Denn nur auf diese Weise können eure Kinder neue Wörter, Wissen und Bildung erwerben.

Buchempfehlungen - Einstiegsliteratur

Diagnose Hörgeschädigt

Dies ist das erste umfassend informierende und nichts ausklammernde Buch zum Thema "hörgeschädigtes Kind"! Warum dieses Buch? "Als ob sich ein schwarzer Abgrund auftut, und man fällt hinein!" So empfinden die meisten Eltern die Diagnose, dass ihr Kind stark hörgeschädigt ist. Und nach dem Schrecken kommen die Fragen. Viele Fragen. Fragen, auf die sich Eltern bislang mühselig selbst die Antworten suchen mussten. Dieses Buch erklärt in verständlicher Form, was Eltern, Frühförderer und Berater von Kindern im Säuglings- oder Kleinkindalter über die Hörschädigung wissen möchten und sollten. Es fängt Eltern auf in ihrer Angst, beschreibt die medizinischen Grundlagen und Untersuchungsmethoden, die verschiedenen technischen Hilfsmittel, wo man praktische Hilfe und Unterstützung bekommen kann, welche Möglichkeiten man hat mit einem hörgeschädigten Kind zu kommunizieren, wie man finanzielle Zuschüsse und Erleichterungen erhält und was bei der Wahl eines Kindergartens oder einer Schule zu beachten ist. Es enthält Tipps für den Alltag und einen umfangreichen Anhang mit wichtigen Adressen.

Tommys Gebärdenwelt

ist eines der erfolgreichsten Lernprogramme für gehörlose, schwerhörige, lernbehinderte und hörende Kinder, sowie Kinder mit Down-Syndrom, und Kinder mit Cochlear Implantat zum Erlernen eines Grundwortschatzes in Gebärdensprache und Laut- und Schriftsprache. Es gibt Kinder, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht sprechen (können). Immer mehr von Ihnen entdecken die Gebärdensprache als vollständige Kommunikation für sich. Geben Sie sich und Ihrem Kind die Chance eine tragfähige Kommunikation aufzubauen! Tommys Gebärdenwelt ist über die Krankenkassen finanzierbar. Weitere Informationen hierzu findet ihr auf der Seite des Kestner-Verlags unter: https://www.kestner.de/n/elternhilfe/recht/leitfaden-recht.htm

Otto spielt

In diesem Pappbilderbuch zeigt uns der kleine Otto, womit er gerne spielt. Mit dem Rutschauto fährt er seinen Ball umher und auf dem Sofa schaut er sich ein Buch an. Ottos Puppe ist müde und schläft im Puppenwagen ein und draußen saust Otto die Rutsche hinunter. In Mamas Armen ruft Otto "Noch mal, noch mal!", denn sie tanzt und singt. Auf den liebevoll gestalteten Seiten erzählen kurze altersgerechte Texte von diesen Erlebnissen. Mit kleinen lautmalerischen Elementen, werden bereits die Kleinsten eingeladen, mit zu erzählen. Die fantasievolle und zugleich realitätsnahe Gestaltung der Bilderbuchseiten, lädt die Kleinen ein, ihre eigenen Spielsachen wiederzuerkennen und Neues zu entdecken.

Buchempfehlungen - Autobiographien & Erfahrungsberichte

Blitzlichter in der Dunkelheit

Die Autorin Sabine Helbig lebt in den neuen Bundesländern und setzt sich aktiv für die Rechte gehörloser und ertaubter Menschen ein. In früher Kindheit nach einer Krankheit als schwerhörig diagnostiziert, wird sie von der Mutter zu den gehörlosen Großeltern gegeben. Mit 17 Jahren ertaubt sie völlig. Sabine Helbig beschreibt ihr Leben mit dieser Behinderung. Es ist ein besonderes Leben, das dort beschrieben wird. Es wäre auch ein besonderes Leben ohne die Hörschädigung, aber sie hat diesem Leben vieles von den furchtbaren Tiefen, aber auch von den lichtvollen Momenten verschafft, von denen dieses Buch erzählt, von denen es zum Teil auch strahlt. Es ist eine ostdeutsche Lebensgeschichte. In der ehemaligen DDR wurde mit Behinderung gesellschaftlich ganz anders umgegangen als in der früheren Bundesrepublik, trotzdem wird der Leser auch aus Westdeutschland viele Parallelen zur Situation im früheren „Westen“ finden. Die Gefühle sind vielfach ähnlich, die Lebensumstände doch different den westdeutschen, und es gibt eine prägende Gemeinsamkeit: Die Gemeinschaft, die gehörlose und auch früh ertaubte Menschen leben, ihre völlig eigenständige Sprache, ihr eigener Kulturansatz wird in diesem Buch in vielschichtiger Weise beschrieben. Das Hineinwachsen in diese Kultur stellt das eigentlich tragende Element dieses Buches dar, sich mit den verbleibenden vier Sinnen intensiver zu verständigen, weil diese Sinne sensibilisierter sind als bei Hörenden. Und dann der Umbruch nach der „Wende“, dem Zusammenbrechen des Versuchs, einen sozialistischen Staat auf deutschem Boden begründen zu wollen, das Erlernen, das Begreifen dessen, was eine offene Gesellschaft ausmacht. Ein großes Buch, eine pralle Lebensgeschichte, in der das zeitgeschichtliche Kolorit eine nicht unbeachtliche Rolle spielt, die Lebensgeschichte eines ungewöhnlichen Menschen, der immer wieder den Mut hat, neue Wege zu gehen und sich neu zu erforschen.

Der Schrei der Möve

Emmanuelle ist taub. Ihre frühe Kindheit ist geprägt von dem Gefühl, durch eine transparente, undurchdringliche Mauer von der Welt ausgeschlossen zu sein. Erst als sie die Gebärdensprache erlernt, wird es ihr möglich, zu kommunizieren. Trotz zahlreicher Schwierigkeiten gelingt es ihr, das Leben als Gehörlose zu meistern.

Der Klang von fallendem Schnee

Die Welt ist voller Rätsel für Bonnie Tucker. Immer wenn ihre Mutter die Tür öffnet, steht ein Besucher davor. Wenn sie aber selbst die Tür aufmacht, ist niemand da. Hat ihre Mutter Zauberkräfte? Nein, ihre Mutter hört nur die Türglocke – Bonnie dagegen ist taub. Eine beeindruckende Lebensgeschichte, durch die wir die Welt des Hörens mit neuen Augen – und Ohren – wahrnehmen.

Die Welt in meinen Händen

Das ergreifende Schicksal des taubblinden Seelsorgers Peter Hepp - dem es auf beeindruckende Weise gelungen ist, sein Leben zu meistern. Als Peter Hepp geboren wird, ahnen seine Eltern nicht, daß ihr Kind taub ist. Der scheinbar kerngesunde Junge entwickelt sich von Anfang an prächtig, nur mit dem Sprechen läßt er sich Zeit. Zufällig entdeckt ein Arzt, daß mit dem Hörvermögen des Dreijährigen etwas nicht stimmt. Für die Eltern ist die Diagnose ein schwerer Schlag. Schon bald darauf bekommt Peter von einem Privatlehrer Artikulationsunterricht. In der Schule dann, einem Internat für Hörgeschädigte, genießt er es, unter >Schicksalsgenossen< zu sein. Durch sie lernt er die Gebärdensprache, die von da an seine Muttersprache wird. Doch das Leben hält noch eine weitere große Herausforderung für ihn bereit. Sein Sehvermögen beginnt sich zunehmend zu verschlechtern. Wie viele Gehörlose erlernt er einen Metallberuf. Aber sein Herz schlägt nicht für die Technik. Er findet zum Glauben, arbeitet als Betreuer für blinde und gehörlose Menschen und engagiert sich sozial. Als ihm mit Mitte Zwanzig klar ist, daß er erblinden wird, gerät er in eine tiefe Lebenskrise. Nur durch die große Unterstützung seiner Freunde und die Liebe zu Margherita, seiner späteren Frau, kann er wieder neuen Mut fassen. 2003 wird er zum ersten taubblinden Diakon Deutschlands geweiht. Seine Predigten hält er in Gebärdensprache, er organisiert Freizeiten, schreibt Beiträge für Fachzeitschriften und hält Vorträge und Seminare. Sein Lebensweg macht Mut und gewährt Einblick in eine Welt, die zugleich fremd und faszinierend ist.

Die Welt mit den Augen verstehen

Für jeden hörenden Vater und jede hörende Mutter ist es ein Schock, wenn sie erfahren: Mein Kind ist hörgeschädigt. Es folgen meist Verzweiflung und Ratlosigkeit. An wen soll man sich wenden, bei wem Rat suchen? Natürlich bei Fachleuten, Ärzten, Pädagogen usw. Auf eine Idee kommen die wenigsten: die Betroffenen, also erwachsene Hörgeschädigte, anzusprechen. Dabei sind sie die eigentlichen Experten. Sie haben Erfahrungen gemacht mit der Hörschädigung, mit Ärzten, Hörgeschädigtenpädagogen, verschiedenen Methoden des Unterrichts und der Kommunikation, und sie LEBEN mit der Hörschädigung. Gerade in der Anfangsphase ist die Hemmschwelle für hörende Eltern sehr groß. Genau die Hörschädigung ihres Kindes ist es ja, die sie so aus der Bahn geworfen hat. Außerdem erfahren sie sehr früh, dass es moderne Methoden gibt, mit deren Hilfe besseres Hören möglich ist und durch die das eigene Kind in die Welt der Hörenden integriert werden kann. Es muss nicht im Ghetto der gebärdenden Taubstummen verkümmern. Diese Hoffnungen bzw. Ängste und Vorurteile werden oft von den zuständigen Fachleuten verstärkt. Die wenigsten Experten raten/ ermöglichen Eltern eine Begegnung auch mit gehörlosen Erwachsenen.

Schreien nützt nichts

Helene Jarmer hat einen Sitz im österreichischen Nationalrat und ist die erste gehörlose Abgeordnete im deutschsprachigen Raum. Die nicht nur positiven Reaktionen auf ihre Nominierung zeigen, dass noch viel für die Gleichberechtigung behinderter Menschen und gegen Diskriminierung getan werden muss. Helene Jarmers verlor zweijährig bei einem Autounfall das Gehör. Ihre Eltern förderten sie umfassend und ermöglichten ihre Ausbildung an der Höheren Technischen Lehranstalt wie auch ihr Pädagogikstudium an der Universität Wien - für behinderte Menschen ein hürdenreicher Weg. Als Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes und als Behindertensprecherin der Grünen im Parlament setzt sie sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Und sie wird gehört – ihre politischen Erfolge beweisen es!

Buchempfehlungen - Frühförderung und Schule

Deutsche Gebärdensprache - Mehrsprachigkeit mit Laut- und Gebärdensprache

Wie kann das gemeinsame Lernen von hörgeschädigten und hörenden Kindern gelingen? Das Buch bietet Impulse für den Unterricht in Laut- und Gebärdensprache. Die Autorinnen erläutern linguistisch den Aufbau der Deutschen Gebärdensprache, beschreiben, wie Kinder Gebärdensprache lernen und zeigen, wie sich eine Hörschädigung auf den Erwerb der Laut- und Schriftsprache auswirkt. Das Buch richtet sich vor allem an Lehrkräfte und Pädagog*innen, die z.B. in der inklusiven Regelschule, Förderschule oder Frühförderung mit hörgeschädigten Kindern arbeiten, sowie an Sprachdidaktiker*innen und Lehramtsstudierende.

Wege zur Sprache

Das Cochlea-Implantat (CI) ermöglicht gehörlos geborenen Kindern, die gesprochene Sprache zu erlernen. Das Training ist schwierig und langwierig. Eltern und andere Bezugspersonen können allerdings den Spracherwerb wesentlich fördern; detaillierte Hintergrundinformationen und Anleitungen bietet Gisela Szagun mit ihrem Buch.

Die Liste der Vereine, Verbände und Beratungsstellen sowie die Literatur-, Link-, und Buchempfehlungen sind nicht abschließend und werden gern weiter ergänzt. Hinweise und Anregungen dazu gern per Mail an hausgebaerdensprachkurs@manimundo.de.