Was Behörden wissen müssen

1.

Eltern hörbehinderter Kinder brauchen Zugang zu Deutscher Gebärdensprache (DGS)

Eltern eines hör- bzw. sprachbehinderten Kindes stehen vor vielen Herausforderungen. In den meisten Fällen ist das eigene Kind der erste gehörlose Mensch, mit dem sie Kontakt haben.
Ca. 90 % der hörbehinderten Kinder haben hörende Eltern, die zumeist nicht gebärden können. 

Sie müssen die Deutsche Gebärdensprache (DGS) selbst erst erlernen, bevor sie ihre Kinder sicher emotional begleiten, sie in ihrer altersgemäßen Entwicklung fördern und zu einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit erziehen können.

2.

Hörbehinderte Kinder brauchen Gebärdensprache als sichere Erstsprache

Sprache ist der Schlüssel zum Leben. Wachsen hörbehinderte Kinder ohne richtige Erstsprache (Muttersprache) auf, hat das schwerwiegende Folgen auf ihre kognitive und sozial-emotionale Entwicklung. 

Die DGS ist für hörbehinderte Kinder als Erstsprache sehr gut geeignet, da sie diese visuell erfassen und natürlich erlernen können. Durch den Gebärdenspracherwerb haben hörbehinderte Kinder eine Basissprache, in der sie barrierefrei kommunizieren können. Sie bietet den Zugang zu Wissen und Bildung und ermöglicht es den Kindern, weitere Sprachen zu erlernen.

3.

Hörbehinderte Kinder
brauchen Gebärdensprache
und Deutsch

Die bilinguale Erziehung in DGS und Deutsch wirkt sich förderlich auf die lautsprachliche- bzw. schriftsprachliche und gebärdensprachliche Entwicklung aus. Studien konnten nachweisen, dass mit einer wachsenden Gebärdensprach-kompetenz eine wachsende Laut- und Schrift-sprachkompetenz einhergeht.

Eine bilinguale Sprachbildung in DGS und Deutsch sichert somit eine gesunde kindliche Entwicklung und eröffnet dem Kind die Möglichkeit, in jeder Situation kommunizieren und an unserer Gesellschaft teilhaben zu können.

4.

Auch Kinder mit Hörhilfen brauchen Gebärdensprache

Viele Kinder mit Hörbehinderung tragen Hörhilfen. Ein natürliches und anstrengungsfreies Hören ist mit keiner dieser Hörhilfen erreichbar. Es gibt immer Situationen, in denen die Hörhilfen nicht getragen werden können. 
Weiterhin besteht keine Erfolgsgarantie dafür, dass die Kinder ein Lautsprachverständnis mit ihren Hörhilfen erreichen. Allein in Gebärdensprache ist die Kommunikation mit dem Kind durchgängig barrierefrei möglich.
Der Gebärdenspracherwerb unterstützt die Kinder maßgeblich in ihrer Identitätsentwicklung als selbstsichere Menschen mit einer Hörbehinderung und eröffnet ihnen den Zugang zu kultureller Teilhabe. Ende Januar 2021 hat das Sozialgericht Nürnberg das Recht von Kindern mit Hörhilfen auf einen Hausgebärdensprachkurs durch ein Urteil gestärkt.

5.

Nicht alle Förderangebote "mit Gebärde" sichern einen Erstspracherwerb​

Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist eine vollwertige Sprache mit eigener Grammatik, die sich regional natürlich entwickelt hat. Allein damit ist ein Erstspracherwerb möglich. 

Im Gegensatz dazu gibt es auch Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG) oder Lautsprachunterstützende Gebärden (LUG) und Gebärdenunterstützte Kommunikation (GuK). Hierbei werden einzelne Worte der gesprochenen Sprache visualisiert. Einen Spracherwerb bieten LBG, LUG und GuK nicht.

LBG ist ein Kommunikationssystem zur Visualisierung der Lautsprache und wird hauptsächlich von schwerhörigen oder ertaubten Personen sowie im pädagogischen Bereich zur Visualisierung der lautsprachlichen Grammatik verwendet. Bei der Verwendung von LBG wird die Lautsprache 1:1 von Gebärden begleitet und die Grammatik der Lautsprache verwendet. 

Bei der Verwendung von LUG wird nur eine reduzierte Anzahl an Begriffen eines Satzes gebärdet. Das Verständnis von LUG erfordert umfangreiche Kenntnisse der Lautsprache und eignet sich daher für Spätertaubte und mittelgradig Schwerhörige, dessen Erstsprache die Lautsprache ist.

GuK ist ein Teil der unterstützten Kommunikation (UK) und kann bei Kindern mit verzögerter aber zu erwartender Lautsprachentwicklung als Unterstützung des Lautspracherwerbs Anwendung finden. 

6.

Eltern und Kinder brauchen Hausgebärdensprachkurse

Ein Hausgebärdensprachkurs ist eine spezielles Hilfsangebot für Familien mit hör- oder sprachbehinderten Kindern zur Sicherung der Erziehung und Teilhabe. 

Er findet im häuslichen Umfeld des Kindes bzw. in Kombination über E-Learning und virtuelle Klassenräume statt. Das Angebot richtet sich sowohl an die Eltern als auch an die behinderten Kinder selbst. Die Kurse sind individuell auf die Familienmitglieder zugeschnitten und verfolgen das Ziel, eine gemeinsame Familienkommunikation sicherzustellen und Sprachkompetenzen für eine altersgerechte Entwicklung aufzubauen. 

Den individuellen Bedarfen der hör- bzw. sprachbehinderten Kinder, ihren Eltern und Geschwisterkindern kann dabei nur über separate Kurse Rechnung getragen werden. Denn die hör- bzw. sprachbehinderten Kinder lernen die DGS als Erstsprache, während die Eltern und Geschwisterkinder sie als Fremdsprache erlernen und darüber hinaus noch ihr Beratungsbedarf gedeckt werden muss.

Das häusliche Umfeld ist bei den Kursen ein zentrales Element, denn nur dadurch kann ein möglichst natürlicher Spracherwerb im vertrauten Umfeld erlangt werden. Die gebärdensprachliche bzw. bilinguale Kommunikation mit den im Haushalt lebenden Personen werden dadurch trainiert und es wird der gebärdensprachliche Umgang bei alltäglichen Handlungen mit speziell auf die Situation der Familie angepasstem Vokabular vermittelt.

Das Besondere am manimundo Hausgebärdensprachkurs

Ein Hausgebärdensprachkurs ist eine spezielles Hilfsangebot für Familien mit hör- oder sprachbehinderten Kindern zur Sicherung der Erziehung und Teilhabe. Das Angebot richtet sich sowohl an die Eltern als auch an die behinderten Kinder selbst. Die Kurse sind individuell auf die Familienmitglieder zugeschnitten und verfolgen das Ziel, eine gemeinsame Familienkommunikation sicherzustellen und Sprachkompetenzen für eine altersgerechte Entwicklung aufzubauen.

Der Hausgebärdensprachkurs kann – je nach Bedarf und Wunsch der Familien – im häuslichen Umfeld des Kindes bzw. in Kombination über E-Learning und virtuelle Klassenräume stattfinden.

Wir finalisieren derzeit den manimundo Hausgebärdensprachkurs für Eltern und Kinder. Der manimundo Hausgebärdensprachkurs ist ein sogenannter Blended Learning Kurs. Der Kurs besteht aus 2 Bausteinen, dem direkten Unterricht durch eine gehörlose Gebärdensprachlehrkraft sowie interaktivem Online-Lernmaterial. Die Gebärdensprachlehrkraft lehrt, leitet an und vertieft im direkten Unterricht den Sprachaufbau der Eltern und des Kindes und auch die Erziehungskompetenz in Gebärdensprache mit den Eltern.  Mit abwechslungsreichen Lerntools und kindgerechtem Bildmaterial ermöglicht der manimundo DGS – Hausgebärdensprachkurs I effektives und nachhaltiges Lernen online, sodass unser Blended Learning Konzept einen einzigartigen Qualitätsstandard für die ganze Familie bietet.

Der manimundo Hausgebärdensprachkurs bietet drei Sprachregister in einem Kurs: 

  • Die Eltern-Lektionen widmen sich der Kommunikation von hörenden Eltern mit gehörlosen Erwachsenen.
  • Die Eltern-Kind-Lektionen zielen auf die Eltern-Kind-Kommunikation mit dem tauben Kind ab und bietet u.a.Erziehungstipps & Beratung.
  • Die Kinder-Lektionen bilden das dritte Sprachregister, das die Eltern sich zusammen mit ihrem Kind erarbeiten können.

Der Präsenzunterricht kann wahlweise im virtuellen Klassenraum oder in der häuslichen Umgebung der Familien stattfinden. Für den Präsenzunterricht in der häuslichen Umgebung werden wir mit regional ansässigen DGS-Dozenten zusammenarbeiten. Jeder Hausgebärdensprachkurs muss weiterhin ganz konkret auf die bestehenden Bedürfnisse der jeweiligen Familie ausgerichtet werden.